Interview mit Hannah: mein Austauschsemester in Bulgarien
Jedes Semester dürfen wir Studierende unserer Partnerfakultät, der Fakultät für Deutsche Ingenieur- und Betriebswirtschaftsausbildung (FDIBA) Sofia in Magdeburg begrüßen. Diese nehmen am FDIBA-FIN-Doppelabschlussprogramm teil. Zum ersten Mal seit der Einführung des Doppelabschlussprogramms zwischen Magdeburg und Sofia fand ein Austausch zur Qualifizierung für den Doppelabschlusses in Gegenrichtung statt: Hannah verbrachte das Wintersemester 2023/24 an der FDIBA.
Wir haben Hannah interviewt!
Was war dein Lieblingsmoment?
“Das Highlight war, denke ich, der Silvesterabend mit meinen Freunden. Geschmückte Regierungsgebäude, Livemusik und Lichtershows, dann ein Countdown (dafür allein hat sich das Vokabelnlernen gelohnt), ein Feuerwerk – und danach Volkstänze mitten in der Menschenmenge mit betrunkenen Bulgaren, viele kannten die Tanzschritte genau so wenig wie wir.
Und dann: Nur noch ein Monat bis es wieder nach Hause ging.
Noch ein letztes Mal die Stadt entdecken. Noch einmal alles sehen, was man verpasst hat – und das wiederholen was man schon kannte. Es gibt vieles, das ich an Bulgarien vermissen, wenn ich wieder in Deutschland bin und eine Wiederkehr im nächsten Urlaub ist schon in Planung.
Es war nicht alles einfach, oder perfekt, oder auch nur gut geplant. Aber es hat sich alles gelohnt, und am Ende des Tages gibt es vielleicht einiges zu verbessern, aber nichts zu bereuen.“
Wie wurdest du in Sofia aufgenommen?
“Die Menschen sind hier freundlich, hilfsbereit, und herzlich sowieso. In meinem Sprachkurs durfte ich großartige Bekanntschaften machen, mit Fremden im Park faszinierende Gespräche führen, und mich am Ende jeden Tag ein bisschen mehr zu Hause fühlen, und ein bisschen mehr in Sofia und Bulgarien verlieben. Im Allgemeinen sind die Leute sehr hilfsbereit und häufig wird zumindest ein bisschen Deutsch gesprochen (für die Kommunikation ist Englisch, idealerweise bulgarisch aber besser geeignet). Ein französischer Bekannter hat sich über den Service der Bulgaren beschwert, im Vergleich zu Magdeburg ist der aber meistens wirklich sehr freundlich.
Allerdings: Ich hatte nicht gedacht das ich jemals deutsche Organisation und Bürokratie vermissen würde, aber nach einigen Monaten Bulgarien weiß man sie doch zu schätzen. Wer damit aber umgehen kann, wird reich belohnt.“
Hannah im Seminarraum
Welchen Eindruck hat Sofia hinterlassen?
“Bulgarien ist ein unglaublich schönes, geographisch vielfältiges Land mit faszinierender Geschichte. Von den Bergen bis ans Meer, über Plovdiv bis nach Russe steckt das Land voller Schätze und unerwarteter Geschichten. Seine Hauptstadt umso mehr.
„Sofia, das ist mein Rom,“ soll Kaiser Konstantin gesagt haben, und die Stadt hat es mehr als verdient. Auf dem Weg zum Café stolpert man über römische Ruinen, im Hinterhof des Sitz des Präsidenten versteckt sich eine uralte Kirche, im Museum findet man die Geschichte der ersten Ansiedlung in Europa. Man hat es von hier aus nicht weit, wo auch immer man hinwill: Nach Bucharest oder Instanbul, Serbien oder Griechenland. Und die Kulturen überschlagen sich. Kirchen waren Moscheen, Museen waren Paläste, Casinos findet man in Ministeriengebäuden, und all das kratzt gerade mal an der Oberfläche Sofias.
Und die Stadt hat nicht nur ihren eigenen Rhythmus, sie hat auch ihren ihren eigenen Soundtrack: An jeder Ecke findet man Straßenmusikanten; von Gitarre über Violine bis hin zum Dudelsack, mit oder ohne Playback, teilweise sogar als Band treten hier Leute in Metrostation und in Fußgängerzonen auf, Magier verzaubern Passanten und Künstler verkaufen Handgemaltes.
Sofia als Stadt ist sehr vielseitig und wirklich schön – wenn man denn die richtigen Ecken für den eigenen Geschmack gefunden hat. Von Malls und Dauerjahrmärkten, über Parks bis hin zu einer wirklich sehenswerten Altstadt ist hier für jeden etwas dabei.“
Wie verlief deine Anreise?
“Ich habe mich um meine Ankunft selbst gekümmert, habe im Nachhinein aber erfahren, das ich, hätte ich meine Ankunftszeit mitgeteilt, sogar vom Flughafen abgeholt geworden wäre (wäre ich denn geflogen). Sprich: unbedingt Kontakte an der FDIBA nutzen
Die Einschreibung an der TU verlief reibungslos, sobald alle Dokumente von meiner Seite abgegeben waren, habe ich innerhalb weniger Tage alle Dokumente von Seiten der FDIBA erhalten.“
Gibt es Unterschiede zwischen Studium in Bulgarien und Studium in Deutschland?
“Das Studium ist in Bulgarien sehr viel verschulter als in Deutschland.
So gibt es zum Beispiel Anwesenheitslisten, die Raumeinrichtung erinnert mehr an Klassenräume als Vorlesungssäle, und in Übungen wird man von Lehrerenden bedeutend mehr unterstützt als man es aus Deutschland gewöhnt ist. Die Übungsaufgaben werden meist in Gruppen gelöst. Auch was Vorlesungszeiten angeht ist die Organisation gänzlich anders als in Deutschland: Es gibt relativ große Zeitblöcke im Vorlesungsplan, von denen dann nur ein Teil genutzt wird.
Blick vom Innenhof der FDIBA auf das Rektorat
Die bulgarischen Studierenden sind in „Studentengruppen“ eingeteilt, die alle Kurse zusammen belegen. Dadurch haben sie keine Freiheit bei der Kurswahl, sondern können sich lediglich eine von zwei Spezialisierungen wählen. Als Gast ist man von diesen Einschränkungen zwar ausgenommen, man sollte sich aber der Tatsache bewusst sein, das sich die anderen Studierenden untereinander meist schon kennen, und das man sich seine eignen Stunden- und Prüfungspläne aus denen mehrerer verschiedener Studierendengruppen zusammensuchen muss.
Insgesamt hat das bulgarische Lehrsystem für mich sehr gut funktioniert. Ich habe Module im Umfang von 30CP ECTS belegt, das war gut machbar, und ich kann sie mir auch an der FIN anrechnen lassen.“
Vielen Dank!
Hannah hat zudem einen ausführlichen Erfahrungsbericht verfasst. Bei weitere Fragen zur Kooperation von FDIBA und FIN im Allgemeinen, zum Doppelabschluss-Programm im Speziellen, sowie bei Interesse am Projekt unterstützt die verantwortliche Projektkoordinatorin Michelle Bieber gerne.